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L’Wren Scott berät Stars in Stilfragen. Bekannt ist die 1,94 Meter große Schönheit aus Utah vor allem, weil sie Mick Jagger bändigt.
Von Sebastian Moll
Mick Jagger ist zweifellos der letzte Mann der Welt, dem man mangelndes Selbstbewusstsein nachsagen kann. Seit Jahrzehnten schon gibt der Rolling Stone den Super-Macho des Rock ’n’ Roll – auf der Bühne wie privat. Die Welt gehört ihm, insbesondere die Damenwelt. Daran ließ er niemals einen Zweifel.
So war es jedenfalls, bevor Jagger L’Wren Scott kennenlernte. Die Schönheit aus dem Mormonenstaat Utah scheint es geschafft zu haben, Jagger ein gewisses Maß an Demut einzuhauchen. So beobachtet man regelmäßig bei Galas oder Premieren, dass Jagger Schuhe mit hohen Sohlen trägt, um neben dem langbeinigen Ex-Model nicht zu klein zu wirken. Anscheinend ringt der große Mann des Rock ’n’ Roll neben dieser Frau mit seinem Ego.
Das ist einerseits verständlich, Scott misst immerhin stattliche 1,94 Meter. Doch es ist nicht allein ihre Körpergröße, die Jagger zur Bescheidenheit zwingt. Scott ist alles andere als das hübsche Weibchen an der Seite des Superstars. Sie ist in jeder Hinsicht Jagger gewachsen.
Zugang zur Glamour-Welt erarbeitet
Lange bevor Scott Jagger kennenlernte stand sie ihre eigene Frau. Sie arbeitete als Stylistin bei Foto-Shootings von Karl Lagerfeld; sie stattete die Schauspielerinnen Sharon Stone und Kim Basinger für ihre Filme aus und beriet Nicole Kidman, Madonna und Sarah Jessica Parker. Als sie 2001 Jagger während Fotoaufnahmen kennenlernte, war der Umgang mit Prominenz für sie schon längst normal.
Den Zugang zur großen Welt des internationalen Glamours hatte Scott sich allerdings hart erkämpft. Ihre Herkunft könnte nicht weiter von den Laufstegen in Paris und New York entfernt liegen. Bevor sie L’Wren Scott wurde, war sie Luann Bambrough, ein mormonisches Mädchen aus dem ländlichen Utah. Provinzieller geht es nicht.
Doch der Drang, dieser Enge zu entkommen, war von Anfang an groß. Als Jugendliche las Bambrough jede Modezeitschrift, die sie in die Finger bekam. Und an ihrem 18. Geburtstag saß sie im Flugzeug nach Paris.
Die Welthauptstadt der Mode nahm sie mit offenen Armen in Empfang. Ihre langen Beine und die Art und Weise, wie sie damit über den Laufsteg schritt, entzückte die Designer. Bambrough bekam Jobs für Chanel und Thierry Mugler und suchte sich schnell einen neuen Namen.
Doch nach knapp zehn Jahren war Scott vom Model-Geschäft ermattet, etwas Neues musste passieren. So zog sie von Paris nach Los Angeles und begann, als Stylistin für den Star-Fotografen Herb Ritts zu arbeiten. Es war ihr Entree in die Welt der Hollywood-Prominenz. Bald stattete sie für Vogue-Shootings die A-List der Filmwelt aus. Private Beratungs-Verträge folgten, Scott wurde mehr und mehr zum Darling der First Ladies des Entertainment.
Ihr Erfolg wird dabei meistens mit ihrem untrüglichen Auge für Linien erklärt. „Wenn ich nackt so aussehen würde wie in einem Kleid von L’Wren“, sagte einmal eine ihrer berühmten Kundinnen, „dann wäre ich eine glückliche Frau.“ Es ist ein Talent, dass sie sich wegen ihrer Körpergröße notgedrungen erarbeiten musste. Schon als Jugendliche nähte sie sich eigene Kleider und entwickelte dabei einen siebten Sinn für Proportionen und Konturen.
Heute ist Scott ihre eigene Marke. Sie hat ein eigenes Mode-Label und ihre eigene Parfüm-Marke. Sie arbeitet als Innen-Ausstatterin für Prominente. Und sie berät weiterhin Super-Stars wie Nicole Kidman, Ellen Barkin, Angelina Jolie, Madonna und Sandra Bullock. Sogar Präsidentengattin Michelle Obama wendet sich an sie, wenn sie ein Outfit für eine besondere Gelegenheit sucht.
Mick Jagger gibt derweil an der Seite dieser Erfolgsfrau den unterstützenden, wohlwollenden Partner. Er begleitet sie zu ihren Modeschauen und Premieren und lobt artig die Arbeit und den Geschmack seiner Lebensgefährtin. Dabei bleibt er im Hintergrund und überlässt Scott das Rampenlicht, wo es ihr gebührt.
Reife Partnerschaft zweier Erfolgsmenschen
Alles sieht nach einer reifen Partnerschaft zweier Erfolgsmenschen mit Synergien für beide aus. L’Wren Scott hat es allem Anschein nach geschafft, den „größten Hedonisten der Welt“, wie Jagger-Biograf Christopher Andersen den Rolling Stone nannte, zu zähmen. Was vor wenigen Jahren noch undenkbar schien, ist einer jungen Frau aus Utah gelungen: Mit Ende 60 scheint Jagger endlich erwachsen zu werden.
Jagger galt Zeit seines Lebens als „Sex Vampir“, wie seine Therapeutin Natascha Terry es einmal beschrieb. Bester Beweis dafür: Jagger verführte Terry, die er aufgesucht hatte, um seine Sex-Sucht zu behandeln. Mit mindestens 4?000 Männern und Frauen, so schätzt Andersen, hat Jagger geschlafen. Darunter Dutzende von Top-Namen aus der Kunst- und Entertainment-Branche.
Mit Angelina Jolie war er ebenso liiert wie mit Carla Bruni. Carlie Simon war in seinem Bett und Marianne Faithful, Linda Ronstadt und Farah Fawcett Majors. Gemeinsam mit David Bowie veranstaltete Jagger in den 70er-Jahren bisexuelle Orgien, die beiden galten als Team, wenn es darum ging, im Londoner Nachtleben Feierwillige zu rekrutieren. Sogar mit Andy Warhol soll Jagger geschlafen haben. Jagger hat sieben Kinder von vier Frauen.
Jaggers Ehefrau Jerry Hall machte das 23 Jahre lang mit, bevor sie die Nase davon voll hatte. Nun hat Jagger allem Anschein nach die Nase voll. Der rollende Stein ist zur Ruhe gekommen.
